Marburger Bibelseminar

Das Marburger Bibelseminar (MBS) ist eine staatlich anerkannte Fachschule für Sozialwesen mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik und zugleich ein kirchlich anerkanntes Seminar für Gemeindepädagogik. Es wurde 1971 von Karl-Heinz Bormuth als Bibelschule gegründet, um ehrenamtliche Mitarbeitende in Gemeinden theologisch auszubilden, und hat sich seitdem zu einer etablierten Bildungseinrichtung mit etwa 150 Studierenden entwickelt. Das MBS gehört zum Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) e.V., einem Netzwerk christlicher Einrichtungen, und hat seinen Sitz in Marburg. Es verbindet eine fundierte sozialpädagogische Ausbildung mit theologischer und gemeindepädagogischer Qualifikation, um junge Menschen auf vielseitige Berufsfelder in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Gemeinden vorzubereiten – tief verwurzelt in einem christlichen Weltbild.

Ausbildungsziele

Das MBS verfolgt das Ziel, Studierende fachlich, persönlich und geistlich zu qualifizieren, damit sie ihre Berufung im Dienst an Menschen und in der Verkündigung des Evangeliums leben können. Die Kernziele sind:

  1. Sozialpädagogische Professionalität: Vermittlung von Fachkompetenzen, um als staatlich anerkannter Erzieherin in Einrichtungen wie Kitas, Horten, Jugendhilfe oder Wohngruppen zu arbeiten.
  2. Gemeindepädagogische Kompetenz: Befähigung zur kirchlichen Arbeit, z. B. Entwicklung von Konzepten für Kinder- und Jugendarbeit, Gestaltung religiöser Angebote und Förderung von Spiritualität in Gemeinden.
  3. Persönlichkeitsbildung: Stärkung von Selbstreflexion, Verantwortungsbewusstsein und einem lebendigen Glauben durch gemeinschaftliches Lernen, praktische Einsätze und spirituelle Begleitung.
  4. Praxisorientierte Methodik: Förderung von Handlungskompetenz durch erlebnispädagogische Ansätze, Praktika und Projekte, die Theorie und Praxis eng verzahnen.

Das Leitmotiv „Miteinander. Berufungen. Stärken“ spiegelt die Philosophie wider: Studierende sollen ihre individuellen Stärken entfalten, in Gemeinschaft wachsen und auf vielfältige Berufs- und Dienstfelder vorbereitet werden.

Studienangebote

Das MBS bietet zwei Hauptmodelle der Erzieher*innen-Ausbildung an, die jeweils staatliche und kirchliche Abschlüsse kombinieren, sowie Zusatzqualifikationen für individuelle Schwerpunkte. Die Ausbildung dauert vier Jahre, inklusive eines Berufsanerkennungsjahres, und beginnt jährlich zum 1. September. Hier die detaillierte Ausarbeitung:

  1. Vollzeitschulische Ausbildung:
    • Dauer: 3 Jahre Schulzeit + 1 Jahr Berufsanerkennungsjahr.
    • Inhalte:
      • Sozialpädagogik: Entwicklungspsychologie, Pädagogische Konzepte (z. B. Montessori, Reggio), Methoden der Gruppenarbeit, Inklusion und Förderdiagnostik.
      • Religionspädagogik: Biblische Geschichten kindgerecht vermitteln, Gestaltung von Gottesdiensten und Festen, spirituelle Entwicklung fördern.
      • Theologie: Grundlagen der christlichen Glaubenslehre (z. B. Schöpfung, Erlösung), Ethik, Kirchengeschichte mit Fokus auf praktische Anwendung.
      • Praxisbezug: Projekttage (z. B. Krippenplanung), Exkursionen (z. B. Besuch von Jugendzentren), erlebnispädagogische Übungen.
    • Umfang: Wöchentlicher Unterricht (ca. 30 Stunden), ein Praxistag pro Woche in kooperierenden Einrichtungen, zwei Blockpraktika (je 6–8 Wochen).
    • Abschlüsse: Staatlich anerkannter Erzieherin (nach § 25b Hessen-Sozialgesetz), kirchlich anerkannter Gemeindepädagogin (EKD/DGD-anerkannt).
    • Kosten: Schulgeld bis zu 964 €/Monat (reduzierbar auf 300 € bei BAföG-Förderung; bei Bestehen teilweise erlassen, ca. 2.500 € Gesamtkosten).
    • Besonderheit: Intensives Schulprogramm mit hohem Praxisanteil; Förderung durch Schüler-BAföG möglich (bis zu 80 % des Schulgeldes).
  2. Praxisintegrierte Vergütete Ausbildung (PivA):
    • Dauer: 3 Jahre (Schule + vergütete Praxis) + 1 Jahr Berufsanerkennungsjahr.
    • Inhalte:
      • Theorie: Wie vollzeitschulisch, jedoch komprimierter (z. B. Entwicklungspsychologie, Religionspädagogik, Recht und Verwaltung).
      • Praxis: Arbeit in einer festen Praxisstelle (z. B. Kita, Jugendhilfe) mit Schwerpunkt auf Alltagserfahrung, Beobachtung und Planung.
      • Integration: Verzahnung von Unterricht (2–3 Tage/Woche) und Praxis (2–3 Tage/Woche), begleitet durch Reflexionsgespräche.
    • Umfang: Ca. 20 Stunden/Woche Unterricht, 15–20 Stunden/Woche Praxis; ein Blockpraktikum (6 Wochen) im 2. Jahr.
    • Abschlüsse: Staatlich anerkannter Erzieherin, kirchlich anerkannter Gemeindepädagogin.
    • Vergütung: Tariflich nach AVR-DD (1. Jahr: 1.340 €, 2. Jahr: 1.402 €, 3. Jahr: 1.503 € brutto/Monat), kein Schulgeld.
    • Besonderheit: Finanzielle Unabhängigkeit durch Gehalt; Kooperation mit Partnern wie Zweckverband ev. Kitas Marburg oder Caritas Gießen.
  3. Zusatzqualifikationen:
    • Erlebnispädagogik:
      • Inhalt: Theorie (Gruppendynamik, Sicherheitsstandards), Praxis (Outdoor-Aktivitäten wie Klettern, Teamspiele).
      • Abschluss: Zertifikat nach Seminarwoche und Prüfung (ca. 40 Stunden).
      • Kosten: Zusatzgebühr (ca. 200–300 €).
    • Bachelor in Social Work:
      • Kooperation: Stenden University (NL) oder Evangelische Hochschule Tabor (Marburg).
      • Inhalt: Erweiterte Module (z. B. Sozialmanagement, Forschungsmethoden), Bachelorarbeit.
      • Dauer: 1–2 Jahre zusätzlich, Voraussetzung: Fachhochschulreife.
      • Kosten: Zusätzliche Studiengebühren (ca. 2.000–3.000 €/Jahr).
    • Fachhochschulreife:
      • Inhalt: Zusätzliche Fächer (z. B. Mathe, Deutsch) während der Ausbildung.
      • Dauer: Integriert in die 3 Jahre, Abschlussprüfung im 3. Jahr.
    • MBS Akademie:
      • Angebot: Weiterbildungen für Absolvent*innen (z. B. „Seelsorge Basics“, „Tiergestützte Pädagogik“).
      • Format: Wochenendseminare oder Online-Kurse (10–20 Stunden).
      • Kosten: 50–150 € pro Modul.

Studienorganisation: Der Unterricht umfasst Vorträge, Gruppenarbeiten, Referate und praktische Übungen. Das Berufsanerkennungsjahr (4. Jahr) wird durch vier Reflexionswochen am MBS begleitet, inklusive Mentoring und Abschlusskolloquium.

Besonderheiten

Das MBS zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Erfahrungsorientiertes Lernen: Praxis ist zentral – durch wöchentliche Praxistage, Blockpraktika (z. B. in Kitas oder Jugendzentren) und erlebnispädagogische Projekte (z. B. Teamtraining im Freien).
  • Christliche Identität: Glaube prägt den Alltag: Morgenandachten, Gebetszeiten, Gottesdienste und eine Kultur der Nächstenliebe sind fester Bestandteil.
  • Gemeinschaftsgefühl: Mit etwa 150 Studierenden und 31 Mitarbeitenden (11 feste, 20 Honorarkräfte) herrscht eine familiäre Atmosphäre; viele Studierende kommen aus Freikirchen, Landeskirchen oder dem DGD-Umfeld.
  • Flexibilität bei Karrierewegen: Zusatzqualifikationen (z. B. Bachelor, Erlebnispädagogik) eröffnen individuelle Perspektiven, von Kita-Leitung bis Hochschulstudium.
  • Historischer Hintergrund: Gegründet 1971, EKD-Anerkennung 1987, Umzug in die Schwanallee 1985, Einführung von PivA 2018 – eine Mischung aus Tradition und Innovation.
  • Infotage: Zweitägige Veranstaltungen (z. B. 25.–26. März 2025) mit Unterrichtsbesuch, WG-Übernachtung und persönlichen Gesprächen; auch digital als „MBS to go“ verfügbar.
  • Unterstützungssysteme: Beratung zu BAföG, Schulgeldermäßigung und Jobvermittlung nach Abschluss (Jobbörse unter Martin Rauh).

Kontakte

Marburger Bibelseminar
Schwanallee 57, 35037 Marburg, Deutschland

Bewerbung: Start 1. September 2025, Bewerbungen ab sofort möglich, Online-Formular auf der Webseite oder per Post.

Das Marburger Bibelseminar ist eine einzigartige Schnittstelle zwischen sozialpädagogischer Ausbildung, gemeindepädagogischer Qualifikation und christlichem Gemeinschaftsleben. Mit praxisnahen Programmen und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten bildet es seit über 50 Jahren Persönlichkeiten aus, die in Kirche und Gesellschaft wirken – professionell, glaubensstark und engagiert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Marburger Bibelseminars: www.mbs-bibelseminar.de.